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Autorin von Science Fiction und Fantasy

Die letzte Fahrt


Fröhlich vor sich hin summend drückte Julia den Knopf beim Fahrstuhl. Ungeduldig fixierte sie die Leuchtanzeige. Vierter Stock, dritter, zweiter, erster. Endlich erreichte die Kabine das Erdgeschoss. Langsam und ungleichmäßig öffneten sich die Türen.
Forsch stieg Julia ein. Es roch muffig, unglücklicherweise musste sie alleine fahren. Am liebsten wäre sie wieder ausgestiegen. Aber vier Treppen in diesem Altbau hochzusteigen, waren ihr zu anstrengend. Also überwand sie sich und drückte den obersten Knopf. Ruckend schlossen sich die Türen. Zitternd setzte sich die Kabine in Bewegung. Julia würgte. Was wäre, wenn er steckenblieb? Ihr Herz schlug. Schwer atmend versuchte Julia an etwas Schönes zu denken. Aber ihr fiel nichts ein. Ihr Kopf war leer. Sie fühlte sich beobachtet. Verstohlen sah sie sich um. Nichts, keine Überwachungskamera. Überhaupt nichts. Dabei kam es Julia vor, als würden tausend Augen sie anstarren. Der Motor des Fahrstuhls brummte laut und ungesund. Was wäre, wenn sie eingesperrt bliebe? Wie lange würde es dauern, bis sie gefunden würde? Kalter Schweiß lief ihr den Rücken hinunter. Jetzt wollte Julia nur noch raus. Sie rüttelte verzweifelt an der Tür.
Lachte da nicht jemand?
Julia fuhr zusammen. Hastig drehte sie sich um.
„Ist da jemand?“ fragte sie zaghaft.
Keine Antwort.
„Wer ist da?“ rief sie mit rauer Stimme und zerrte mit aller Kraft an der Tür.
Mit einem Ruck blieb der Fahrstuhl stehen.
Julia trommelte an der Tür.
„Lasst mich raus, Hilfe, holt mich raus“, schrie sie hysterisch. Tränen liefen ihr über die Wangen.
Tausend Fratzen schauten auf sie herab. Keuchend griff sich Julia an ihre Brust. Das Letzte, was sie wahrnahm, waren diese grauenhaften Augen.

© Aileen O‘Grian

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